Die Combo

 

Artikel Offenbach Post, 24. November 2016

 

Band Combo feiert 20 Jahre Bühnenpräsenz

 

Vorreiter feiern Geburtstag

 

Immer mit Leib und Seele dabei: Die Musiker der Combo-Band. © Michael
Immer mit Leib und Seele dabei: Die Musiker der Combo-Band. © Michael

 

Obertshausen - Sie haben schon gemeinsam Musik gemacht und Konzerte gespielt, da waren Inklusion und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben noch keine großen Themen. Jetzt blicken die Musiker der Gruppe Combo auf 20 Jahre Bandbestehen zurück. Von Michael Prochnow

 

"Wunderbar!", rufen sie ins Mikrofon, "wunderbar!" Und so strahlen sie auch ins Publikum: stolz und glücklich, während sie die Tasten des Keyboards und das Schlagwerk bedienen. Seit 20 Jahren steht die Band Combo nun schon auf der Bühne und hat Geschichte geschrieben. Denn die geistig behinderten Musiker gelten als Vorbild für Künstler mit Handicap in ganz Europa. "Ein rauschender Erfolg", wie der musikalische Leiter Jürgen Weiss zwischen den einzelnen Stücken anmerkt.

 

Aber das Jubiläum ist gleichzeitig auch ein Abschied. Denn zwei Mitglieder werden die Band verlassen: Roland Bonifer an den Tasten und Sänger Rudi Leist werden bald 60 Jahre alt und können nicht mehr so oft zu Proben und Auftritten kommen. Den Zuhörern im voll besetzten Bürgerhaus läuft ein Schauer nach dem anderen über den Rücken, den "Stars" auf der Bühne stehen manchmal die Tränen in den Augen. Glück und Schmerz liegen auch für die Combo oft eng beieinander. Die sieben Musiker mit den offenen, bordeauxroten Hemden freuen sich über all die lobenden Worte, doch es schmerzt, dass zwei von ihnen gehen. Die Mitglieder der ersten Stunde haben die Gruppe mit musikalischen und menschlichen Fähigkeiten enorm bereichert, lobt Initiator und Band-Motor Weiss die scheidenden Musiker.

 

Die Auftritte des Projekts von Musikschule Obertshausen und Werkstätten Hainbachtal sind auch sonst von großen Emotionen geprägt. Sie nehmen die Fans ihrer Konzerte mit in Wechselbäder der Gefühle. Getragen vom Applaus wachsen sie über sich hinaus, Farid am Schlagzeug, Uwe mit seinen Mundharmonika-Soli, Andreas mit der Kazoo, einem Instrument, das Töne wie beim Kamm-Blasen erzeugt. Und Markus, der unbeschwert tanzt, sogar akrobatische Breakdance-Figuren aufs Parkett legt. Die Formation feiert ihren Geburtstag mit Hits wie "Havenu Shalom", "Rock, rock, rock an Helmuts Ohr" und dem verträumten "Donna, donna". Ein Lied, das die geübten Besucher ihrer Konzerte regelmäßig mitsummen. Das Septett ist auch immer für eine Überraschung gut. Diesmal spielt und singt Roland den "Egerländer Musikantenmarsch".

 

Weiss plaudert zwischendurch unterhaltsam von der Bandentstehung. Gleich im Gründungsjahr 1996 standen sie vor der Kamera, doch wahre Berühmtheit erfuhren sie 2003, als sie das European Songfestival, einen Musikwettbewerb für Menschen mit Behinderung, gewannen.

 

Passend zu seinen Worten erscheinen Fotos mit Moderator Guildo Horn und dem damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse auf der Leinwand hinter der Bühne. "Das Original" hat mittlerweile mehrere CDs und DVDs mit insgesamt 50 Titeln aufgenommen. 14 Talente zählten seit Beginn zeitweise zur Gemeinschaft. Ihren Erfolg erklärt der Initiator so: "Wir spielen Musik, die von Herzen kommt und zu Herzen geht." Auch Stadträtin Hildegard Knorr richtete lobende Worte an die Künstler: "Ihr seid immer ein besonderes Erlebnis".