Habakuk

 

Artikel Offenbach Post, 27. November 2024:

 

Eintracht-Pfarrer ist nun Offenbacher

Warum sich Eugen Eckert für die Lederstadt als Zuhause entschieden hat

 

Ballgewandt: Seit 2007 ist Eugen Eckert Stadionpfarrer in Frankfurt. Foto: Michael Meier (p)
Ballgewandt: Seit 2007 ist Eugen Eckert Stadionpfarrer in Frankfurt. Foto: Michael Meier (p)

 

Offenbach – Für die Seele eines Offenbachers ist es wie Balsam: ein gebürtiger Frankfurter lernt Offenbach kennen und lieben – und trotz seiner besonderen Position bei der Frankfurter Eintracht macht er Offenbach zu seinem Zuhause. So geschehen im Falle von Eugen Eckert, dem Stadionpfarrer im Deutsche Bank Park.

 

Ein Mann, dessen Leben und Wirken von drei entscheidenden Schlagwörtern bestimmt ist: Glaube, Musik, Sport. Aber der Reihe nach. Der 70-Jährige ist in der Stadt kein Unbekannter. Als Pfarrvikar kommt er 1990 in die Lauterborngemeinde und bleibt dort sechs Jahre. Eine Zeit, die ihn prägt, ebenso wie die Gemeinde, die durch ihn neue Wege geht. Dabei hielt sich, wie er zugibt, seine Begeisterung in Grenzen, als er erfuhr, wohin die Evangelische Kirche ihn für sein erstes Ordinariat zuwies: "Der Ruf Lauterborns war nicht der Beste. Als ich erstmals die Hochhäuser sah, dachte ich, wo bin ich hier gelandet."

 

Als begeisterter Musiker, der 1975 die christliche Band Habakuk mitgründet und noch heute, nahezu 50 Jahre später, dort mitwirkt, Dutzende Lieder und Oratorien sowie ein Requiem geschrieben hat, ist es eine seiner ersten Taten in der Gemeinde, einen Flügel zu besorgen.

 

Der Klavierfrühling wird daraufhin zu einem beliebten Angebot der Gemeinde, ebenso die Adventsmusik im Kerzenschein und die Kulturreihe "Lieder und Töne" mit 18 Veranstaltungen im Jahr. "Der Flügel steht heute noch in der Mirjamgemeinde", weiß Eugen Eckert.

 

120 Konfirmanden, viel Elternarbeit, kaum Beerdigungen: So fasst er seine Aufgaben in dem jungen Stadtteil zusammen, den er durch seine Arbeit besser machen wollte. Seine interaktiven Gottesdienste und unkonventionelle Jugendarbeit sprechen sich herum. Dass es "seine" Lauterbornkirche nicht mehr gibt, bedauert er, wie viele Anwohner, sehr: "Ich habe dort geheiratet. Der Abriss war furchtbar für mich."

Gerade wegen seines Drahts zu jungen Leuten ordert ihn die Kirche 1996 nach Frankfurt zurück, und zwar an die Goethe-Universität als Studentenpfarrer. Dort bleibt Eckert 20 Jahre. Nebenbei kickt der sportliche Geistliche in der Pfarrerfußballmannschaft. Als anlässlich der Fußball-WM 2006 in der damaligen Commerzbank-Arena die Kapelle eingebaut und im Januar 2007 eingeweiht wird, wird er kurzfristig mit halber Stelle zum Stadionpfarrer ernannt.

 

2017 wechselt er von der Uni in das Arbeitsfeld "Kirche und Sport", ist Schnittstelle zwischen Vereinen und Kirche. Mittlerweile ist Eckert pensioniert, Stadionpfarrer aber geblieben. Als solcher ist er für die Kasualien zuständig, erläutert er. Er zelebrierte dort 224 Taufen, 60 Hochzeiten und einige Beerdigungen, darunter von Eintracht-Größen wie Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein.

 

Aber Fan der Frankfurter Eintracht, sagt Eckert, sei er nie gewesen. "Ich bin stolz darauf, dass wir in unserer Region einen solchen Verein im Herzen von Europa haben. Aber ich bin in Bornheim aufgewachsen, hänge daher am FSV." Doch die Stimmung auf dem Bieberer Berg, schiebt er schnell nach, die treuen OFC-Fans, das beeindrucke ihn sehr. Und: "Ich bin überzeugt, dass man gleichzeitig Eintracht- und Kickers-Fans sein kann."

 

In der Stadionkapelle empfängt er Besuchergruppen wie Schulklassen, spricht mit ihnen über die Parallelen von Fußball und Leben – denn da gibt es viele: Eine begrenzte, zur Verfügung stehende Zeit, die mit Grottenkicks, aber auch legendären Spitzenspielen gefüllt sein kann. Es gibt Niederlagen ebenso wie Siege, Entscheidungen, die den ganzen späteren Verlauf beeinflussen. Rivalität und Neid, Foulspiel. Sünden, von denen sich niemand freimachen kann – da schließt sich der Kreis zur Religion. "Ein Thema, über das ich stundenlang reden könnte", sagt Eckert augenzwinkernd. Trotzdem hört er zum nächsten Jahr als Stadionpfarrer auf: "Ich werde ja schon 71."

 

Der Vater eines erwachsenen Sohnes will sich der Musik, Projekten und Workshops widmen: "Ich habe eine ganz andere Freiheit." Und Offenbach genießen, seine neue Wahlheimat. Wegen seiner offenen, freundlichen Menschen, wie er schwärmt – und seines Wochenmarkts. Eine Wohnung nah am Wilhelmsplatz gefunden zu haben, ist für ihn wie eine Fügung. "Ich bekam Wohnungen immer nur zugeteilt. Diese habe ich selbst ausgesucht. Und fühle mich schon zuhause. Die Offenbacher machen es einem leicht..."

 

 

Konzert "Findiger Gott"

 

mit Musikern aus fünf Bundesländern: Der Projektchor ist aus einer Fortbildung entstanden, die Eugen Eckert seit vielen Jahren auf Spiekeroog leitet, und tritt erstmals in Offenbach auf. Samstag, 30. November, um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche in Bieber, Aschaffenburger Straße 54.