Johnny, Jack & Jim
Artikel Offenbach Post, 28. Oktober 2016
"Wenn's geil ist, spielen wir's"
Dreieich - Es ist diese eine Frage, die sich so ziemlich jede Band vor ihrer allerersten Probe stellen muss. Eigene Songs kreieren? Oder bekannte Lieder covern? Johnny, Jack & Jim haben sich für Letzteres entschieden – und damit offenbar alles richtig gemacht. Von Manuel Schubert
„Wir wollen nicht unsere ganze Zeit mit Songs schreiben verbringen“, sagt Gitarrist Felix Nowak. „Wir wollen auf die Bühne. “ Und da gehört das Quintett hin. Denn Johnny, Jack & Jim, das sind Rampensäue wie aus dem Bilderbuch, mit Bandanas um die Stirn, Sonnenbrillen auf der Nase, engen Hosen und Lederjacken. Steven Haasemann (Gesang), Daniel Semmel (Bass), Felix Nowak (Rhythmus-Gitarre), Arnold Bodi (Lead-Gitarre) und Dennis Bienek (Schlagzeug) haben sich mit Haut und Haaren dem Rock der 80er Jahre verschrieben – mit allem was dazu gehört. Das sind nicht nur Mitsinghymnen von Bon Jovi über Queen bis zu Guns’n’Roses, nicht nur kreischender Falsettgesang à la Axl Rose und opulente Girarrensoli im Stil von Brian May, sondern auch eine entsprechend rasante Bühnenshow mit Cheerleadern und Konfettikanonen.
Am Rande des Urberacher Industriegebiets, wo Johnny, Jack & Jim proben, deutet wenig auf Rock’n’Roll hin. Es ist düster hier, nur ein paar vereinzelte Laternen erhellen die Gegend, man sieht kaum den Boden unter seinen Füßen. Die umliegenden Firmen haben schon längst Feierabend gemacht und die Rollläden heruntergelassen, nur ein quadratischer Betonklotz in der Siemensstraße, früher Domizil einer Schreinerei, heute das eines Skiverleihs, hat noch geöffnet. Johnny, Jack & Jim teilen sich hier als Untermieter ein Zimmer mit einer weiteren Band sowie einem Gitarrenlehrer. Drinnen herrscht ein liebevolles Proberaumchaos: gerissene Schlagzeugfelle, ein halbleerer Kasten Bier, ein gelber Staubsauger, ein rotes BMX-Rad, dazwischen riesige Gitarrenboxen.
Obwohl die fünf Hardrocker im Alter zwischen 28 und 33 in Urberach proben, sehen sie sich als Dreieicher Band. Drummer Bienek und Gitarrist Nowak wohnen am Hengstbach und kennen sich seit Schulzeiten, die anderen Bandmitglieder stammen aus Frankfurt, Heusenstamm und Eschborn. Bienek hat die Band 2011 ins Leben gerufen, die in ihren Anfangsjahren jedoch mit zahlreichen Besetzungswechseln zu kämpfen hatte und zunächst fast nur im Proberaum musizierte, aber so gut wie nie auf Bühnen. Anfang 2015 starteten Johnny, Jack & Jim dann richtig durch, die Band hatte sich gefunden. Seither gab es mit Arnold Bodi nur noch einen Neuzugang an der Lead-Gitarre, da sein Vorgänger die Band im Juli 2016 aus beruflichen Gründen verlassen musste.
Ein Repertoire von rund 40 Songs haben sich die Jungs mittlerweile erarbeitet, genug Musik, um theoretisch drei bis vier Stunden zu füllen. „Jeder bringt Ideen mit“, erklärt Bienek das Auswahlverfahren. „Wir probieren es einfach. Wenn’s geil ist, spielen wir’s. Wenn nicht, dann nicht.“ Mit den Songs der Helden ihrer Jugend traten Johnny, Jack & Jim bislang unter anderem beim Open Doors Festival in Neu-Isenburg, beim Dreieicher Stadtfest oder auch bei der Bayerischen Landesgartenschau in Alzenau auf. Unumstrittenes Highlight war ein Gastspiel beim diesjährigen Schlossgrabenfest in Darmstadt. Mit jedem Lied wurde das Publikum größer, irgendwann sah man die umliegenden Getränkestände nicht mehr. Um die 2 000 Leute drängelten sich am Ende vor die Bühne. „Es war stockevoll“, erinnert sich Nowak mit glänzenden Augen.
Im Gepäck haben Johnny, Jack & Jim bei ihren Gigs alles, was die Geburtsjahre des Hardrock geprägt hat: AC/DC, Journey, Judas Priest oder Twisted Sister, Ozzy Osbourne, Billy Idol, Dio und vieles mehr. Aber warum ausgerechnet zurück in die 80er? „Wir wollten Songs, die jeder kennt“, erklärt Nowak. „Aber auf Popmusik hatten wir keine Lust.“ Die Musik von heute bleibe nicht so sehr im Ohr, findet Sänger Haasemann. Aber bei Eighties-Rock „kann jeder mitsingen“. Und darum geht es den fünf Musikern vor allem: ihrem Publikum einen guten Abend zu bereiten. Von einer großen Message halte er nichts, sagt Bienek. „Wenn die Leute gut gelaunt sind, mitsingen, ein Pils trinken und einfach Spaß haben, dann finde ich das geil.“
Wer Johnny, Jack & Jim live erleben möchte, hat dazu am Freitag, 25. November, in der legendären Darmstädter „Krone“ die Gelegenheit, wenn sich die Dreieicher ab 21.30 Uhr mit Inhuman und Zimmer 17 die Bühne teilen. Auch für das neue Jahr ist das Quintett bereits fleißig am Planen. Deutlich mehr Live-Shows als 2016 sollen es werden. „20 Konzerte im Jahr wären schön“, sagt Nowak. Wenn es nach den Bandmitgliedern geht, dürfte auch gerne wieder die ein oder andere größere Bühne dabei sein. „Unsere Musik“, sagt Schlagzeuger Bienek, „ist für Festivals gemacht.“