The Lions

 

 

Artikel Offenbach Post, 14. Juni 2022:

 

In schickem Outfit auf der Bühne: Der Seligenstädter Ritchie Peters will die Jury überzeugen. © Privat
In schickem Outfit auf der Bühne: Der Seligenstädter Ritchie Peters will die Jury überzeugen. © Privat

 

Im Alter von 14 Jahren gründet Ritchie Peters seine erste Band in Rembrücken – das war 1962. Am Freitag, 1. Juli, ist der Seligenstädter als Kandidat bei der Sat 1-Musikshow „All Together Now“ zu sehen. Damit erfüllt sich für den Vollblutmusiker ein Traum.

 

Seligenstadt – Die Ausgangssituation der TV-Sendung ist denkbar einfach: Pro Folge singen zwölf Kandidaten nacheinander vor einer Wand von 100 Juroren, die selbst aus der Musikbranche stammen. Sie alle haben einen Knopf, den sie drücken, wenn ihnen der Auftritt des Kandidaten gefällt. Wer die meisten Jury-Punkte beim 100-Sekunden-Auftritt sammelt, gewinnt 10 000 Euro.

 

„Wir haben das schon letztes Jahr innerhalb einer Woche abgedreht“, sagt Ritchie Peters. Dafür beworben hatte er sich aber schon vor drei Jahren. „Wegen Corona war dann aber erst mal alles abgesagt.“ Doch im September vergangenen Jahres klingelt plötzlich sein Telefon: Die Sendung findet nun doch statt, der 73-Jährige stellt sich einem Online-Casting. „Meine vorher eingereichten Songs lagen ja noch vor“, sagt der Musiker.

 

Kurz darauf wird es in Köln ernst für den Seligenstädter. Ihn erwarten intensive Vorbereitungen, Interviews und Soundchecks im Studio. „Zwei, drei Tage später ging dann der Dreh vor Live-Publikum los“, erinnert er sich.

 

Dabei steht seine Teilnahme zunächst unter keinem guten Stern. Ritchie Peters verletzt sich kurz vor den Aufzeichnungen den Fuß. Abhalten lässt er sich davon aber nicht. Obwohl er eigentlich mit einem Stiefel zum Schutz des Fußes rumlaufen müsste, fährt er ohne diesen und in Sandalen nach Köln. „Als die Show gestartet ist, habe ich mich in meine Lackschuhe gequetscht und sechs Stunden die Zähne zusammengebissen.“ Heute kann er darüber lachen. „Das war mir egal – so etwas erlebt man sonst ja nicht.“

 

 

 

Die musikalischen Anfänge: Peters (links) 1964/65 mit seiner Band „The Lions“ aus Offenbach. © Privat
Die musikalischen Anfänge: Peters (links) 1964/65 mit seiner Band „The Lions“ aus Offenbach. © Privat

 

Und Ritchie Peters hat in seinem Musik-Leben schon viel erlebt. Im Alter von sieben Jahren zieht er von Leverkusen nach Seligenstadt, startet in den 60ern mit einer Band in die Musikwelt und arbeitet bis in die 80er hinein als Sänger und Gitarrist in verschiedenen Bands, teilweise auch solo.

 

Der Erfolg gibt ihm recht: In dieser Zeit lernt er einen Amerikaner kennen, die beiden werden Partner – und sollen sogar einen Plattenvertrag bekommen. Doch plötzlich steht der Seligenstädter alleine da. „Ich habe ihn nie wieder gesehen“, sagt er. Und auch aus dem Vertrag wurde deshalb nichts mehr. Das trifft Peters so sehr, dass er sich 83/84 erst mal von der Musik abwendet. „Mehr als 20 Jahre Pause habe ich gemacht – aber das war ein Fehler“, ist er inzwischen überzeugt.

 

Sein Musikerherz wieder zum Schlagen bringt 2012 schließlich ein Konzert von José Feliciano, das er im Fernsehen sieht. „Da dachte ich mir, dass ich wieder mal was machen müsste musikalisch.“ Also meldet er sich bei einer Talentshow beim Linde-Staplercup in Aschaffenburg an – und gewinnt. Seitdem läuft es wieder für ihn: 2014 ist er im Vorprogramm von Christina Stürmer, 2015 bei Orange Blue, 2016 bei Glasperlenspiel.

 

„Früher habe ich über fast drei Oktaven gesungen, das kriege ich heute natürlich nicht mehr hin. Aber meine tiefe Stimme ist weiterhin kräftig“, sagt Peters. Perfekt für Songs von Michael Bublé und Frank Sinatra – die singt der Seligenstädter besonders gerne auf der Bühne. „Justin Bieber würde man mir auch nicht abnehmen.“ In der Sat1-Show wollte er eigentlich „My Way“ von Sinatra singen, aber ein anderer Kandidat war schneller. Die Zuschauer dürfen sich am 1. Juli stattdessen auf „For once in my life“ von Stevie Wonder freuen – dafür aber gesungen im Stil von Sinatra.

 

An die Zeit in Köln wird er sich noch lange erinnern, ist er überzeugt. „Ich war der Älteste in der Show. Und das ganze Drumherum mitzuerleben, das war schon spannend“, sagt Peters. Auch der Austausch mit den anderen Kandidaten sei super gewesen, teilweise bestehe sogar noch Kontakt.

 

Noch ist der Vollblutmusiker in Seligenstadt nicht so bekannt – mit Ausstrahlung der Sendung könnte sich das ändern. „Außerdem arbeite ich gerade an zwei eigenen Songs, die Texte sind schon fertig, im Herbst will ich sie aufnehmen.“ Der Musik will Ritchie Peters weiterhin treu bleiben. „Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und mit Musik Kontakt zum Publikum aufzubauen.“ (Julia Oppenländer)