Sonic Air
Artikel Offenbach Post, 13. Januar 2025:
Offenbach – Im Bücherturm der Stadtbibliothek stimmen die Musiker noch ihre Instrumente. Von ferne weht das Geläut der Kirchenglocken heran. Schon traditionell beginnt das erste Konzert des Jahres, das der Jazz e.V. organisiert, im Seitenflügel des Büsingpalais. Eine Art Neujahrsempfang, diesmal mit der Band Sonic Air.
Ruth Kämmerer, die zweite Vorsitzende, verkauft Karten. Seit einigen Jahren muss der Verein durch gesetzliche Vorgaben zweihundert Euro Miete zahlen. "Das tut uns schon weh", sagt sie. Obwohl die Leute 15 Euro Eintritt zahlen, legt der Verein bei der Veranstaltung drauf, denn die Musiker erhalten eine Gage. Trotzdem ist Kämmerer der Neujahrsauftakt eine Herzensangelegenheit.
Ruth Eichhorn verkauft Brezeln. Zusammen mit Lutz Plaueln hat sie den Verein 1991 gegründet. Genauso lange gibt es das Neujahrskonzert im Bücherturm. Vor zwei Jahren hat sie den Führungsstab weitergegeben. "Ich bin aber immer noch mit Herzblut dabei. Es ist wichtig, schöne Musik unter die Leute zu bringen, gerade in dieser Zeit mit all ihren Problemen", sagt die ehemalige Vorsitzende.
Im nächsten Jahr feiert der Verein sein 35-jähriges Bestehen. Bekannt ist er vor allem für seine Jazz-Bühne während des Mainuferfestes. Daneben würde es aber immer schwieriger, bezahlbare Auftrittsorte zu finden. Früher sei der Verein oft im Wiener Hof gewesen, aber dort ist der Saal mittlerweile gesperrt, sagt Ruth Kämmerer.
Drinnen im Saal bringen die Mitglieder von Sonic Air die rund 50 Besucher in Stimmung. Eigenkompositionen über Frank Zappa bis hin zu bekannten Soul-Klassikern in eigenem Arrangement lassen das Publikum mitklatschen. Seit einem Jahr gibt es die Band.
Gefunden haben sich die Musiker Ralf Olbrich, Rolf Plaueln, Torsten Buckpesch, Robert Oursin und Christian Schüssler durch die Blues- und Jazz-Sessions, die der Jazz e.V. jeden dritten Mittwoch im Monat im Filmclub veranstaltet. Zunächst spielt eine Band, dann kommen diejenigen dazu, die ihr Instrument einfach einmal mitgebracht haben, berichtet Bandleader Torsten Buckpesch, der auch die Gitarre spielt und die Blues- und JazzSession organisiert. Bei dieser Neujahrssession wird Rolf Plaueln von Axel-Kemper-Moll vertreten.
Nach einer Stunde ist Pause. Vor der Tür wundert sich eine Spaziergängerin, warum denn die Stadtbibliothek offen sei, obwohl ein Schild dort hängt, dass bis zum 25. Januar geschlossen ist. Nicole Köster, Leiterin der Stadtbibliothek steht mit ihrem 16-jährigen Sohn hinter der Theke und verkauft Wein, Sekt und Wasser. "Wir sind ja trotzdem da, wir haben eine Software-Umstellung und können zurzeit keine Bücher ausgeben", erläutert Köster. Dafür säßen sie und ihre Kolleginnen jeden Tag in einer Software-Schulung.
Unter den Besuchern ist auch Ina Maria Simon. Sie spielt selbst Posaune in einer Band. Simon hat ihre fünfjährige Tochter dabei. Auf die Frage, ob ihr die Musik denn gefallen hat, nickt die Kleine heftig. Ihren Namen will sie aber nicht nennen. Ihre gleichaltrige Freundin, die direkt mit ihrer Mutter neben ihr sitzt, schüttelt dagegen ebenso heftig den Kopf. So bleibt Musik Geschmackssache.