Alte Ölmühle Langen
Fahrgasse 5, 63225 Langen
Artikel Offenbach Post, 26. April 2013:
Langen - Zugegeben, ein echtes Jubiläum ist es nicht. Aber in der deutschen Jazzszene ist es beinahe schon ein biblisches Alter: Die Jazz-Initiative Langen (JIL) feiert ihren 35. Geburtstag – mit ihrem 465. Konzert. Von Markus Schaible
Und das gleich an zwei Abenden mit hochkarätigen Gästen: der Klaus "Major" Heuser Band.
Hochkarätige Gäste hat die JIL häufiger: Klaus Doldinger, Albert Mangelsdorff, Pete York, die Brüder Axel und Torsten Zwingenberger, Inga Rumpf, Vince Weber, Colin Hodgkinson, Chris Farlow, Barbara Dennerlein und etliche mehr – die ganz Großen der Jazzszene haben schon in Langen gastiert. Zudem gibt die Initiative immer auch Nachwuchsmusikern eine Chance. Dass sie alle gerne in die Sterzbachstadt kommen, liegt zum einen an den Organisatoren, die mit viel Herzblut bei der Sache sind, zum anderen am Veranstaltungsort: die Alte Ölmühle, so klein sie ist, genießt in Musikerkreisen Kultstatus.
Doch bis die JIL dort ihr Domizil fand, sollte es ein paar Jahre dauern. 1978 fand sich eine Gruppe von knapp zehn Jazzfans zusammen, um auch in Langen mal etwas auf die Beine zu stellen. Von Außenstehenden wurden sie anfangs als Hobbygruppe ohne lange Lebensdauer belächelt, doch die JIL-Mitglieder haben ihnen mit Beharrlichkeit das Gegenteil bewiesen.
Die erste Veranstaltung fand am 19. März 1978 statt; auf der Bühne standen die Gloryland Jazz Brothers. Manko in der Anfangszeit: Es fehlte ein fester Konzertsaal. Unter anderem war die JIL in der ehemaligen Kneipe "Zur Laube" im Einkaufszentrum Oberlinden zu Gast. Die Modalitäten: Der Wirt bekam das Geld aus dem Getränkeverkauf, die Jazz-Initiative behielt die Eintrittsgelder und bezahlte davon die Bands. Weitere Auftrittsorte waren Stadthalle, Rathausfoyer, Schneidhiwwelplatz, Ebbelwoifest-Zelt, SSG-Center, Flugplatzhangar Egelsbach, Zum Grünen Gump, Naturfreundehaus, Westendhalle.
1983 kehrte dann Beständigkeit ein: Das Ehepaar Dietzig hatte die denkmalgeschützte "Alte Ölmühle" in der Fahrgasse restauriert und es kam zur Zusammenarbeit. Seit Februar 1983 fanden fast alle JIL-Konzerte in der Altstadt statt, obwohl gerade bei den Größen der Szene die Nachfrage nach Tickets das Angebot (rund 150 Zuschauer passen rein) deutlich übersteigt.
Großen Anteil am Erfolg hatte die Gründungsvorsitzende Lilo Strathus († 2007), die 26 Jahre an der Spitze der JIL stand. Sie sorgte mit ihrem Mann Hermann stets für eine Rundumversorgung der Musiker, die auch mal in ihrem Haus in der Obergasse übernachteten (Vince Weber blieb gleich zwei Nächte). Wie sie legt der heutige Vorstand um ihren Nachfolger Wolf Knipfer Wert auf eine kluge, qualitätsvolle Auswahl der Bands und Musiker.
In den vergangenen 35 Jahren hat sich die Jazz-Initiative fest im kulturellen Leben Langens verankert. Bereits 1989 wurde sie dafür von der Stadt mit dem kulturellen Förderpreis geehrt. Aber am meisten Bestätigung sind den Aktiven noch immer begeisterte Zuschauer und zufriedene Musiker. So antwortete Knipfer einmal im Interview unserer Zeitung auf die Frage "Sind sie nach einem Konzert eher erschöpft oder stolz, es wieder einmal geschafft zu haben?" mit den Worten: "Stolz sind wir dann schon. Wir machen das ja alles, um den Langenern tolle Musik zu bringen, und es ist schon ein gutes Gefühl, wenn das Publikum das so begeistert annimmt. Natürlich ist das alles viel ehrenamtliche Arbeit, aber das Ergebnis ist es wert."