Bürgerhaus Sprendlingen
Fichtestraße 50, 63303 Dreieich
Artikel Offenbach Post, 25. Februar 2020
DREIEICH ROCKT
Nicht jeder steht auf Polonaise, Pappnasen und "Hulapalu": Eine feine Alternative mitten in der heißen Phase der Fastnachtszeit ist seit vielen Jahren "Dreieich rockt" im Sprendlinger Bürgerhaus. Die Resonanz ist wieder gut: Rund 230 Besucher haben ihren Spaß.
Dreieich - Mit The Black Devils, Inhuman und Rockslide ist es Bürgerhaus-Chef Benjamin Halberstadt wieder gelungen, passend zum Motto "Local heroes on stage" Bands mit Lokalkolorit ins Haus zu locken. Den Auftakt machen die Dinosaurier des Rocks, wie Frontmann Erwin Uttrich seine Black Devils mit einem Lächeln selbst nennt. 50 Jahre ist der letzte Auftritt der Band in Sprendlingen her. Grund genug, ordentlich Gas zu geben. Mit Hits wie "Honky Tonk Women" von den Rolling Stones, "Unchain my heart" von Joe Cocker oder "Cocaine" von J. J. Cale bleiben sie der Musik ihrer Anfangsjahre treu und nehmen das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise.
Die schwarzen Teufel haben sich 1962 in Sprendlingen gegründet und erreichten schnell Kultstatus in der Musikszene. Als hessischer Beatmeister und zweitbeste Beatcombo Deutschlands ließen sich die Jungs in den 60ern feiern, bis Ende des Jahrzehnts erst mal Schluss war mit der Mucke. "Jetzt sind wir schon einige Jahre in etwas veränderter Besetzung wieder am Start – und wir haben so viel Spaß", lässt Uttrich die Besucher wissen. Mit "Knockin‘ on heaven's door" verabschieden sich The Black Devils unter viel Applaus von der Bühne.
Jonas Fisch, Frontmann der zweiten Band Inhuman, ist begeistert von den Kollegen: "Jungs, so sehe ich uns in 30 Jahren auch hier stehen", gibt er bekannt, als er auf die Bühne tritt. Dann wird aber schnell klar: Inhuman legen heute – eben noch 30 Jahre jünger – einen Zahn zu. Die vier Jungs haben nach mehr als 300 Shows und der gerade erschienen vierten Platte "Worlds uncharted“"richtig Bock auf die verstärkte Version ihrer neuen Songs. Etliche Dezibel lauter, versprühen die Dreieicher Musiker Spielfreude und Songs wie "My little high" "Original Sin" oder "Alive" blasen ordentlich durch den Verstärker. Die Partygäste freut‘s, das altersmäßig sehr gemischte Publikum feiert Inhuman für den harten Rock mit melodischem Gesang und sattem Gitarrensound.
Die fünf Männer und Frauen von Rockslide sorgen mit neueren Hits wie "Hollywood Hills“ von Sunrise Avenue für Stimmung, haben mit AC/DC ("You shook me all night long") oder Whitesnake ("Here I go again") aber auch Klassiker auf der Setlist. Mit "Westerland" von den Ärzten gibt es sogar noch einen deutschen Hit auf die Ohren, bevor es bei der Zugabe mit "Shallow", dem Oscar-Gewinnersong von Bradley Cooper und Lady Gaga, richtig romantisch wird. Mit Van Halens fetzigem "Jump" ist dann Schluss.
Benjamin Halberstadt ist zufrieden mit dem Zuspruch und der entspannten Stimmung im Haus: "Dreieich rockt hat sich etabliert. Wir organisieren es in diesem Jahr zum 13. Mal – und es ist genauso, wie wir es uns wünschen. Eine gute Mischung der Bands und eine echte Alternative zu den Faschingsveranstaltungen.“
njo
Artikel Offenbach Post, 28. September 2022:
Es ist das Sahnehäubchen der rundum gelungenen Feierlichkeiten zum Jubiläum „50 Jahre Bürgerhaus“ in Dreieich. Nach dem Auftakt am Donnerstag und dem Fest am Samstag geht am Montagabend „Die Show“ über die Bühne – mit Geburtstagsgrüßen von Weggefährten in Form von kurzen Auftritten. Für den roten Faden ist mit Carmela de Feo eine bestens aufgelegte Moderatorin zuständig.
Dreieich - Der unvergessliche Abend entwickelt sich zu einer Wundertüte mit vielen schönen Überraschungen. Quasi für die Klammer sorgen zu Beginn das junge Dreieicher Folkpop-Duo Romie, das als „Geburtstagsgeschenk“ ein Streichquartett dabei hat, und zum krönenden Abschluss vor dem Finale Badesalz als alte Hasen, die ihrem Premierenhaus schon lange eng verbunden sind. Dazwischen entfaltet sich ein breites Spektrum an Beiträgen, die für die Vielfalt und das Besondere des Bürgerhausprogramms stehen.
Markus Neumeyer und Ingrid El Sigai von der Kleinen Oper Bad Homburg, die sonst Musiktheater für Kinder präsentieren, stimmen schwungvolle Trinklieder an. Vier Mitglieder des Theaterhausensembles Frankfurt, die sonst ebenfalls für Kinder- und Jugendtheater stehen, brillieren mit A-cappella-Arrangements. Und mit seinen lässig dargebotenen Zaubertricks verblüfft Harry Keaton, der mit 14 Jahren erstmals im Bürgerhaus aufgetreten ist.
So gut die Beiträge in der ersten Hälfte auch sind, nach der Pause wird noch einmal ein Schippe draufgelegt. Georgi Mundrov, Leiter der Musiktage, steuert einen schwungvollen Tango am Klavier bei, während Michi Bock mit seinem Song dazu auffordert, dem Alltagsstress zu entsagen. Beim nächsten Block stehen Ulrike Neradt, Sabine Fischmann, Markus Neumeyer und Ali Neander gemeinsam auf der Bühne. Ulrike Neradt macht mit „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ Lust auf ihr Programm mit Liedern von Marlene Dietrich und Claire Walldoff. Till Krabbe hat „You’ll never walk alone“ aus dem Musical „Carousel“ im Gepäck und bietet mit Neradt einen Sketch von Loriot. Für ein absolutes Highlight sorgt die unnachahmliche Sabine Fischmann, begleitet von Ali Neander, als „Soßenqueen“ mit einem eingedeutschten und urkomischen Abba-Medley über die gescheiterte Zubereitung einer Grünen Soße. Michael Quast begeistert mit seinem lautmalerischen Beitrag zu einem Gang ans Meer, um dort ein Schiff zu entdecken. Dieses sieht er als Metapher fürs Bürgerhaus. Mit ihrem Nonsens-Song zu „Ebbelwoi und Handkäs“ haben natürlich auch Badesalz die Lacher auf ihrer Seite. Beim Finale stimmen alle Beteiligten in das von Sabine Fischmann angestimmte „Happy Birthday“ von Stevie Wonder ein und erheben das Glas auf das Geburtstagskind.
Weitere Weggefährten schicken Videos, unter ihnen Daniel Wagner (Theater Zitadelle), der seine Katze sprechen lässt, Vince Ebert, Mathias Richling, Walter Renneisen, Eckart von Hirschhausen und Christoph Reuter, das Duo Ohne Rolf sowie Philipp Weber. Konstantin Wecker und Bodo Wartke hatten ihre Ständchen bereits während der Burgfestspiele aufnehmen lassen.
Für Begeisterung sorgt die Moderatorin Carmela de Feo, die wie ein Wirbelwind über die Bühne fegt und mit boshaften und manchmal auch anrüchigen Bemerkungen nicht spart. Dabei nimmt sie sich, das Publikum und die Akteure auf die Schippe, sodass sich die Zuschauer kaum halten können. „Hier sind nur lokale Künstler. Da wird in der Garderobe hessisch gebabbelt und ich fühle mich ausgeschlossen.“ Über die eigentlich aufs Kindertheater spezialisierten Akteure spottet de Feo, dass sie sich dem Altersdurchschnitt der Besucher angepasst hätten.
Immer wieder gibt es Lob für die tolle Arbeit des Teams. Michael Quast hebt den ersten Leiter Gustav Halberstadt, der mit seiner Frau Heike in der ersten Reihe sitzt, als „Eisernen Gustav“ hervor.
Sicher ist: „Die Show“ geht in die Annalen ein, schließt das Jubiläum ab, öffnet zugleich ein neues Kapitel und macht Lust auf viele weitere Abende im Bürgerhaus.
Artikel Offenbach Post, 1. Oktober 2022:
Zum Jubiläum „50 Jahre Bürgerhaus“ in Sprendlingen ist ein unterhaltsames und informatives Buch erschienen, das Geschichte und Geschichten Revue passieren lässt.
Dreieich – Der Spruch wird ihm sein Leben lang begleiten. „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“ Bevor Weltmeister Andy Möller 1992 nach Turin wechselt, spricht er diesen verhängnisvollen Satz in die Kamera. Und Fußball-Deutschland folgert: Die hellste Kerze auf der Torte ist da nicht gerade auf dem Absprung. Doch mit Vorurteilen sollte man ja vorsichtig sein.
Eintracht-Edelfan Henni Nachtsheim kann ein Lied davon singen. Er tut’s im „Gästebuch“, das anlässlich des 50-jährigen Bürgerhaus-Bestehens erschienen und dort für zehn Euro zu haben ist.
Irgendwann in den 90ern: Nach einem Anruf von Möller macht der Badesalz-Comedian 40 Freikarten klar für Mannschaft samt Anhang. Die Premiere von „Uffgeplugged“ ist seit Wochen ausverkauft. Nach dem Auftritt essen und trinken alle gemeinsam, bis sich die Starkicker langsam verkrümeln. Übrig bleiben: Henni und sein Kumpel Gerd Knebel – und die Rechnung über 985 Mark. Am nächsten Morgen ruft Nachtsheim immer noch fassungslos bei Möller an und fordert eine Erklärung für die Zechprellerei. „Ich glaube, das nennt man mannschaftliche Geschlossenheit“ – bei der Antwort bleibt selbst dem Komiker die Spucke weg.
Nicht nur ob dieser Anekdote ist das mehr als 200 Seiten dicke Werk eines, das viel Vergnügen beim Lesen bereitet – und beim Betrachten der zahlreichen Fotos, alten Zeitungsausschnitte und Illustrationen. Der langjährige FR-Redakteur Peter Holle, ein Sprendlinger Bub und federführend bei dem Projekt, erzählt die Entstehungsgeschichte des Bürgerhauses und stellt sie in den Kontext zur Entwicklung Sprendlingens. Aber das „Gästebuch“, betont er, sei ein Gemeinschaftswerk. Mit im Boot: Bürgerhauschef Benjamin Halberstadt, Veranstaltungsleiterin Maria Ochs und eine ganze Reihe von Gastautoren, in deren Leben das Haus eine besondere Rolle spielte. Nicht zu vergessen Wilhelm Schäfer, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs, der Originaldokumente und Akten zu Vor-, Bau- und Frühgeschichte aufspürt und zugänglich macht.
Die Idee, in Sprendlingen ein kulturelles und gesellschaftliches Zentrum etablieren zu wollen, stößt damals beileibe nicht nur auf Zustimmung. Im Gegenteil: Laut einer Studie der Uni Frankfurt votiert das Gros der Sprendlinger für ein Hallenbad, nur eine „Randgruppe“ favorisiert in der Wunsch-Rangliste den Bau eines Bürgerhauses. Die Gegner artikulieren ihre Ablehnung mit einem Transparent, das sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kurz vor der Grundsteinlegung auf der Baustelle platzieren: „Hier baut sich die SPD ein Denkmal“ ist darauf zu lesen. Und von einem „Bürgerhaus ohne Geist“. Dabei hat die SPD das Projekt nicht allein auf den Weg gebracht. Der Beschluss der Stadtverordneten, datiert vom 27. April 1965, ist einstimmig getroffen worden.
Doch die Skeptiker sehen sich schnell eines Besseren belehrt. In der Eröffnungswoche werden um die 16 000 Besucher gezählt. Gustav Halberstadt, der sich auf den letzten Drücker beworben hat, entpuppt sich als Glücksfall für die Stadt, er macht das Haus zu einer der ersten Kulturadressen im Rhein-Main-Gebiet. TV- und Showgrößen wie Vico Torriani, Heidi Kabel, Marika Rökk, Zarah Leander und Blacky Fuchsberger geben sich die Klinke in die Hand. Quasi über Nacht wird Sprendlingen zur „Kulturhauptstadt“ der Region.
Der „fachfremde“ Halberstadt, er kommt aus der Gewerkschafterszene, hat nicht nur ein Händchen für die Prominenz aus dem Showbusiness. Er führt ein offenes Haus, in dem sich alsbald viele Vereine wohlfühlen. Sitzungen der Fastnachter, Asternfest der Fußballer, Bälle der Stenografen, des Tennisclubs und der Feuerwehr – es brummt. Und es dauert auch nicht lang, bis das Haus zu einem Epizentrum der Kunstszene wird.
Gustav Halberstadt ist auch jemand, der junge Menschen in ihrem Schaffensdrang fördert. So wie einen gewissen Alfred (Ali) Dietrich, der mit seinen Kumpels am Abend der großen Einweihungsfeier vor dem Eingang herumlungert. Die sechs Halbstarken in Parkas wollen sich nicht aussperren lassen – und den Honoratioren das Büfett streitig machen. „Es hieß ja schließlich allenthalben, das Bürgerhaus solle ein Ort für ALLE werden“, schreibt Dietrich im Buch. Weil die Kontrolleure am Einlass unerbittlich sind, soll ein Sitzstreik – „notfalls bis in alle Ewigkeit“ – den Widerstand brechen.
Halberstadt ist es, der die verfahrene Situation auflöst: Die Jungs bekommen eine volle Stunde im Saal und dürfen so viel essen und trinken, wie reingeht. Danach Abmarsch. Es werden eineinhalb Stunden, zum Abschied bietet Halberstadt dem Wortführer der „Aufständischen“ das Du an und lädt ihn in sein Büro ein, denn Dietrich hat seine musikalischen Ambitionen geschildert. Aus dieser Karriere wird zwar nichts, aber dafür ist er später mit dem Koffertheater nicht nur in Dreieich erfolgreich.
Die Stadtoberen ziehen aber nicht nur mit Halberstadt das große Los. Mauro Tonini managt das Restaurant in einer Art und Weise, wie es nach ihm keinem Gastronomen mehr gelingt. Wer gerne gut und etwas raffiniertes isst, geht „zum Tonini“. Dort gibt’s – eine Sensation auf dem Land – gegrillte Seezunge mit gebratenem Ruccolasalat. Für 4,20 Mark. Der Wirt aus Italien bespielt auch noch die Keglerstube im Keller, in der es deftiger zugeht. Und in der zwei Kult-Kellner ihr charmantes Unwesen treiben: Mimoun und Nino. Nicht nur sie sind Legende, auch die berühmten „Lendchen à la Tonini“.
Von Frank Mahn
Artikel Offenbach Post, 6. Februar 2024:
Dreieich – Am Fastnachtsfreitag ist „Dreieich rockt“ im Bürgerhaus gesetzt. Am 9. Februar ab 20 Uhr sorgen drei Bands aus Dreieich und Umgebung für Stimmung. Mit dabei sind diesmal Disaster, Spy # Row und Missprint.
Seit 45 Jahren rockt Disaster die Bühnen der Region: auf Volks- und Straßenfesten, bei Musik-Festivals. Immer wieder wird das Repertoire durch neue Rock-Cover ergänzt. So reicht das Angebot von Journeys, Foreigners und Totos Klassikern der 80er bis zu neueren Songs von Revolution Saints, Daughtry oder Die Happy.
Spy # Row kann von sich behaupten, grundlegend anders zu sein. Die Band ist faktisch Familie. Drei der vier Mitglieder sind Brüder und kennen das vierte Mitglied von Geburt an. Sie sind zusammen aufgewachsen, haben jede Lebensphase gemeinsam durchlebt und eine Leidenschaft für handgemachte Rockmusik. Die vier Jungs präsentieren Riff-Rock, eine dreckige und melodische Stimme mit hohem Wiedererkennungswert und treibende Beats.
Die 2019 gegründete Band Missprint begeistert mit Liedern und Werken aus eigener Feder. Diese sind vor allem durch den klassischen, aber auch durch progressiven und alternativen Rock geprägt. Daraus entsteht der eigene, unverkennbare Sound, der durch prägende Vocals nach vorne getragen wird.
Karten für zehn Euro gibt es im Bürgerhaus, z 06103 60000, oder online (buergerhaeuser-dreieich.de). fm