Büsing Palais Offenbach

Herrnstraße 82 / Offenbach

Das Büsing Palais ca. 1950
Das Büsing Palais ca. 1950
Artikel Offenbach Post, 13. Juli 2011 (Tolle Titelzeile)
Artikel Offenbach Post, 13. Juli 2011 (Tolle Titelzeile)
Offenbach Post, 28. Juli 2011 (and again: Tolle Titelzeile)
Offenbach Post, 28. Juli 2011 (and again: Tolle Titelzeile)

Artikel Offenbach-Post, 8. August 2011:

 

         Mehrheitsfähige Geräusche

 

Offenbach - Es tönt wüster Krach in Offenbach, gut tausend Begeisterte genießen ein Leben für Lärm, begeistern sich für eine im Hof des Büsingpalais ebenso willkommene wie mehrheitsfähige Geräuschentwicklung. Von David Heisig


Auch „Best-Ager“ wie Monotones-Sänger Peter Osterwold (60) beherrschen das „Rock-Posing“, Kerstin Pfau und Joky Becker helfen.
Auch „Best-Ager“ wie Monotones-Sänger Peter Osterwold (60) beherrschen das „Rock-Posing“, Kerstin Pfau und Joky Becker helfen.

"Ich habe nur Bands genommen, die Rockmusik spielen, also keine Bands der sanften Töne", erklärt Organisator Günter Doll. Der als Oldie-Papst bekannte Mann von der Zentralen Kulturverwaltung kann auch richtig rocken lassen. "Offenbach rockt schon seit den 60er-Jahren", ergänzt Moderator Hucky Reinhardt, "das hat sich in den Jahren dann fortgesetzt." Vor allem die Vereine "Hard 'n heavy" und Oldieclub seien prägend gewesen. Ein Blick ins Publikum zeigt auch, dass Offenbacher mit der Rockmusik gereift sind.

 

Die musikalische Vorspeise bereiten die fünf Musiker von Second Spring aus Steinheim. Hits aus den letzten drei Jahrzehnten covert die Band, etwa "Power of love" von Huey Lewis and the News. Im Publikum wird’s mit erstem zaghaften Mitwippen und Klatschen quittiert. Die Vorspeise mundet, wird von vielen mit Bratwurstbrötchen und Gerstensaft ergänzt. Whitesnakes "Here I go again" und ein Weckruf von Sänger Franz Urso sorgen dann dafür, dass das Publikum nach und nach in Rockstimmung gerät. Zu Steppenwolfs "Born to be wild" tanzen die ersten vor der Bühne, bei "Summer of 69" von Bryan Adams fällt das Publikum in den Refrain ein.

 

Aber noch gibt es einigen Platz im Hof, viele kommen dann doch vor allem wegen der unbestrittenen Hauptband des Abends, den Rodgau Monotones. Das konkurrierende Bierfest ein paar Meter weiter und das unsichere Wetter sorgen laut Veranstalter auch dafür, dass einige sich erst im Laufe des Abends für Rock begeistern lassen.

 

Aber auch der Zwischengang überzeugt, war musikalisch gesehen kein laues Süppchen, sondern hammerharte Rockkost. Mallet aus Wiesbaden spielen ebenso eigene Songs ihrer mittlerweile acht Studioalben wie Lieder internationaler Rockgrößen. Mit Deep Purple, Scorpions oder Billy Idol standen die drei Hessen auch schonmal auf einer Bühne.

 

Der Hauptgang wird dann gegen halb elf aufgetragen. Sehr viele Zuhörer weisen sich per T-Shirt als eingeschworene Fans aus. Die Rodgaus spielen viele Konzerte im Rhein-Main, der Auftritt in Offenbach ist aber "ein spezielles Heimspiel", wie Gitarrist Ali Neander sagt. "Wir haben vor ein paar Jahren hier genau in dem Hof schon mal gespielt", erinnert er sich und das Publikum, das zum großen Teil dabei gewesen sein dürfte. Auch wettertechnisch sei es damals eher durchwachsen gewesen.

 

Altbewährtes zum Mitsingen wird dann genauso serviert wie neue Lieder. "Damit das nicht so abgestanden wirkt", schmunzelt Neander. "Wir erfinden uns immer wieder neu", meint dann auch Sänger Peter "Osti" Osterwold. Die Pflege und Weiterentwicklung eines musikalischen Grundstocks sei immer eine wichtige Aufgabe. "Wir haben unseren Stil präzisiert", formuliert es Neander. Neues sei für Ende des Jahres angedacht: "Wir gackern, es gibt aber noch kein Ei."

 

"Wollt ihr Musik, oder was?" war das erste Album betitelt, und das zieht sich als Motto durch inzwischen mehr als 30 Jahre Bandgeschichte, mit Songs wie "Ein Leben für Lärm" oder "St. Tropez am Baggersee". Solche Kracher kann fast jeder im Publikum mitsingen, nachdem die einleitenden Übungen wie das "La-Ola-Training" oder das Einstudieren von Gesten ("Rock-Posing für Best-Agers") absolviert sind. Aufwärmen ist wichtig, denn nicht nur die Band ist mit der Musik älter geworden, sondern auch ein Großteil des Publikums.

 

"Steht doch mal auf und tanzt auf den Tischen", verlangt Peter Osterwold. Das Publikum gehorcht dann auch. Den sieben Musikern auf der Bühne merkt man an: Live spielen macht immer noch Spaß, auch die alten Sachen. So tanzen die Besucher und singen alle großen Hits mit. Bei "Die Hesse komme" gibt’s kein Halten mehr: Da kommt mal wieder schönster Krach, aus Darmstadt, Frankfurt, Offenbach ...