Wundertüte / Offenbach
Goethestraße 59
Artikel Offenbach Post, 1. März 2011:
Offenbach ‐ Er ist im Mathildenviertel der Mann, der die Kleinkredite beschafft. Wenn Banken und Sparkassen abwinken, kommt er ins Spiel. Hilft schnell, unkompliziert und ganz legal. Von Matthias Dahmer
Bodo Ziegler hat es sich als Quartiersmanager der östlichen Innenstadt zur Aufgabe gemacht, Gründer und Kleinunternehmer zu unterstützen.
Der Job ist so etwas wie das zweite Leben des Bodo Ziegler. Denn früher hat er Bier gezapft statt Geld gepumpt, ist vielen mittlerweile mindestens mittelalten Offenbachern als Kneipier bekannt. In Erinnerung ist, wie der Bruder der bekannten Schauspielerin Daniela Ziegler in den 80er- und 90er-Jahren in seiner "Wundertüte" hinterm Tresen stand. Die Kneipe an der Goethestraße/Ecke Ludwigstraße im Nordend brummte wie wohl keine zuvor, vereinte in heute nicht mehr vorstellbarer Weise Milieus, war Treffpunkt, Wohnzimmer und Psycho-Couch in einem.
Und Bodo hatte Verständnis für alles und jeden. Was ihn nicht davon abhielt, zur Sperrstunde demonstrativ und spaßeshalber mit dem Baseballschläger durch die alternative Eckkneipe zu schlendern, wenn die letzten Gäste mal wieder nicht nach Hause wollten.
Die "Tüte" ist längst Geschichte. Präsent ist den Offenbachern aber auch heute noch die Brasserie "Beau D'Eau" am Wilhelmsplatz, wo der Gastronom Ziegler in einem frankophonen Wortspiel seinen Vornamen verewigte. Doch nicht nur das: 1992 eröffnet, war sie die Blaupause für alle nachfolgenden Lokale rund um den Platz. Bodo Ziegler hatte damals schon die Vision, ihn zum gastronomischen Mittelpunkt der Stadt zu machen, er erkämpfte, was heute als selbstverständlich gilt: Dass die Wirte ihre Stühle und Tische rausstellen können. 2003 gab Ziegler, der dieses Jahr seinen 60. feiern kann, die Brasserie ab an Stefan Klemisch, "meinen Lehrbub in der Wundertüte", wie er lachend sagt.
Dass der Vater von drei erwachsenen Kindern nun Coach für Existenzgründer ist, hat Bodo Ziegler aber irgendwie auch seinem am Ende zu strapaziösen Leben als Wirt zu verdanken. "Die haben jemanden gesucht, der sich in Offenbach gut auskennt", sagt er. Der Kontakt zum Beratungsunternehmen KIZ ermöglicht ihm, sich weiterzubilden. Sein heutiges Beratungsangebot, das in Zusammenarbeit mit der Stadt bereitgestellt und vom Bund gefördert wird, steht im Kontext der Sozialen Stadt und hat auch deshalb enge Bezüge zum Quartiersmanagement.