Ali Neander

 

 

Artikel Offenbach Post, 22. April 2023:

 

„Futuristische Free-Impro-Clubmusik“

 

MUSIKSZENE 1648 - Frankfurter Gitarristen aus Rodgau

 

 

 Ali Neander nennt Jens Joneleit (links) neben sich „Musikkumpan und ein Universalgenie“ Das Kreativ-Duo ist hier im Rodau-Park in Jügesheim zu sehen. Foto: MECORA
Ali Neander nennt Jens Joneleit (links) neben sich „Musikkumpan und ein Universalgenie“ Das Kreativ-Duo ist hier im Rodau-Park in Jügesheim zu sehen. Foto: MECORA

 

Rodgau/Rödermark – Albrecht "Ali" Neander wurde dieser Tage die Ehre zuteil, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der Rubrik porträtiert zu werden, in der das Bild zur Story nicht fotografiert, sondern gezeichnet ist. Frankfurter Gesichter sozusagen. Neander, der 1958 in Hamburg geboren wurde, wohnt in Frankfurt, kommt aber aus Rodgau, wo seine Familie vielfältig aktiv war.

 

Der Gitarrist ist Musikchef der "Rodgau Monotones", die am 9. September im Amphitheater Hanau 45-jähriges Bestehen feiern. Sie erhielten von der Stadt Rodgau 1983 den Kulturpreis und 2009 die Bürgermedaille in Gold. Neander und viele seiner Songs sind auf allen "Monotones"-Platten zu hören. Daneben auf Solo-CDs und Tonträgern von Projekten mit Kollegen.

 

Mit dem inzwischen in Berlin lebenden Rodgauer Komponisten und Maler Jens Joneleit bildet Neander eine Art Kreativzelle. Der entsprangen seit 2001 drei Alben, "Inflections", "Inflections – The Complete Sessions", und, dieser Tage erschienen, "Planet Edge" (Yatak Records). Dies ist eine Light-Version der sehr speziellen, vielschichtigen, surrealen "Inflections".

 

Die zwölf Tracks sind im Vergleich zu den teils ausladenden, avantgardistischen Klang-Fantasien auf „Inflections“ mehr Stücke im fast herkömmlichen Sinne. Kürzer, mit durchlaufender geordneter Taktierung, zugänglicher. Neander nennt „Planet Edge“ "eine Art futuristische Free-Impro-Clubmusik" und Joneleit seinen "Musikkumpan und ein Universalgenie".

 

Hauptsächlich Hardcore-Rocker war Aren Emirze, als er in Nieder-Roden zu Hause war. Unter dem Künstlernamen "Emirsian" entwickelte sich der Gitarrist, Sänger und Komponist, dessen ehemaliger Lehrer Rolf Bussalb war, zu einem kammermusikalischen Singer/Songwriter zwischen Popular- und Weltmusik. Er operiert hauptsächlich von Frankfurt aus: regional sowie international.

 

Seiner Vergangenheit hat er nicht abgeschworen. Mit seinem Trio "Musa Dagh" veröffentlichte Emirze im Segment "Noise Rock" am 14. April das zweite Album, "No Future" (Hayk Records/Cargo). Das Konzept der Band ist komplexer, nuancenreicher, als es das von Emirzes Trio "Harmful" einst war. "Musa Dagh" spielen am 23. Mai im Frankfurter "Nachtleben".

 

Damit Bands gut klingen, braucht's einen Könner in Sachen Mischpult. In diesem Metier eine Koryphäe ist Wolfgang "Schabbach" Neumann. Der in Frankfurt lebende Nieder-Röder war Gitarrist in diversen Bands der Region. Heute ist er Präsident des Vereins "Vintage Concert Audio" (VCA). Der stellt vom 25. bis 28. April auf der Messe "Prolight + Sound" in Frankfurt aus. Neumann: "Die VCA-Idee war und ist, den jüngeren Generationen Vintage-Konzert-Audiogeräte zu zeigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu erfahren, wie sie klingen und wie sie bedient werden." Moderator Wolfgang Neumann lädt ein zur VCA-Podiumsdiskussion am Donnerstag, 27. April, von 12 bis 13 Uhr am Stand des Vereins (Halle 11, C 60). Auf dem Podium: "Guano Apes"-Drummer Dennis Poschwatta, "Hands On The Wheel"-Mastermind Tom Ripphahn und der Managing Director des "Abbey Road Institute" Frankfurt, Ulli Schiller. Ihn präsentierte die "Grooving Doctors Challenge" in der Open-World-Halle als neuen Gitarristen.  mc

 

Offenbach Post, 29. September 2023
Offenbach Post, 29. September 2023

 

Artikel FAZ,15. April 2023:

 

Ali Neander ist Hessens bekanntester Rock-Gitarrist

 

 

Er ist der wohl bekannteste Gitarrist Hessens: Ali Neander spielt mit Glashaus, dem Rilke Projekt, Helmut Hattler – und immer noch mit den Rodgau Monotones.

 

So wie geplant, sagt Ali Neander und nimmt einen Schluck Kaffee, habe es bei ihm ei­gentlich nie funktioniert. "Vom Gitarrespielen leben? Keine Chance, wird nie was – bis ich auf einmal gemerkt habe, jetzt lebe ich doch davon." Das war in den Achtzigerjahren, und seitdem ist der Hesse mit Hamburger Wurzeln zu einem der be­kanntesten deutschen Gitarristen ge­worden; er spielte mit Edo Zanki, Sabrina Setlur, Xavier Naidoo ("als er noch nicht abgedreht war") und ist heute unter anderem mit Glashaus und dem Rilke Projekt unterwegs.

 

Angefangen aber hat die nationale Karriere mit einer "Spaßkapelle", die es eigentlich nur für ein oder zwei Jahre geben sollte, den Rodgau Mono­tones. 1977 fanden sich die Musiker zu­sammen, "Casting-Voraussetzung war, dass jeder der Lauteste war", erinnert sich Neander. So sprach er zum Beispiel seinen Mitgitarristen Raimund Salg an, ob er mitmachen wolle: "Er hat 'vielleicht' gesagt, mehr habe ich bis heute nicht von ihm gehört."

 

Ohne Plan in eine erfolgreiche Ära

 

Das war 1977 und der Beginn einer bis heute währenden Geschichte. Wo­bei die Frage des Gründungsjahrs üb­rigens gar nicht so einfach zu beantworten ist: Die erste Probe fand wie geschrieben 1977 statt, der erste Auftritt aber erst im folgenden Jahr – und den nehmen die Rodgau Monotones seitdem als Berechnungsgrundlage für ihre Jubiläen. Ein paar Jahre später steht die Spaßkapelle im Rockpalast auf der Bühne und absolviert Festivals mit Santana und Bob Dylan – auch das sei kein Ergebnis eines Plans, es habe sich eben so ergeben, erzählt der Gi­tarrist.

 

Die Kappe ist sein Markenzeichen: Ali Neander vor seinem Haus in Frankfurt. Foto: Wonge Bergmann
Die Kappe ist sein Markenzeichen: Ali Neander vor seinem Haus in Frankfurt. Foto: Wonge Bergmann

 

Der Erfolg der Hessenrock-Erfinder ebnete aber den Weg für Neander zum Berufsmusiker, der dafür das Studium der Musikwissenschaften, Kulturan­thropologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Frankfurter Universität an den Nagel hängte.

 

Über die bluesrock-lastigen Rodgau Monotones und eben einen der Jahrestage kam auch ein für Neander wichtiger Kontakt zustande. Zum fünfzehnjährigen Bandjubiläum wollten die Musiker mit einem Rapper zusammenarbeiten, also rief Neander bei Moses Pelham an und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Der merkte übrigens erst ein paar Tage später, dass Ali für die Kurzform vor Albrecht steht und nicht etwa den arabischen Namen.

 

Tatsächlich wurde das Bandjubiläum der Monotones zum ersten Auftritt des "Rödelheim Hartreim Projekts", einer weiteren Frankfurter Musik­geschichte, und zum Beginn der auch schon Jahrzehnte währenden Zusammenarbeit von Neander und Pelham.

Neben seiner Arbeit als Live- und Studiomusiker ist Neander auch mit et­lichen eigenen Projekten unterwegs, zum Beispiel hat er mit dem legen­dären Kraan-Bassisten Helmut Hattler zwei CDs eingespielt. "Musikalischer Gemischtwarenladen", sagt der Gi­tarrist.

 

In Frankfurt lebt Neander seit 1999, nach Stationen in Bornheim und Sachsenhausen mittlerweile in einem Häuschen mitten in Schwanheim zusammen mit seiner Frau Sabine Fischmann, die er beim Neuen Frankfurter Schulorchester von Frank Wolff kennengelernt hat, und zwei Kindern.

 

In einem Neben­gebäude, einer ehemaligen Werkstatt, hat sich Neander, Jahrgang 1958 "wie Madonna, Prince und Michael Jackson", ein Studio eingerichtet. Von Rodgau nach Frankfurt – der Gitarrist ist "ex­trem verwurzelt in der Region", trotz eines Jahrs in New York. Das Rhein-Main-Gebiet sei musikalisch breit aufgestellt, sagt Neander, und er schätzt auch einen geographischen Standortvorteil der Region: "Man kommt überall schnell hin."