Maximal Kulturinitiative Rodgau e.V.
Eisenbahnstr.13, 63110 Rodgau - Jügesheim (Nähe S-Bahn 1 )
Vorstand: Karin Wagner
Artikel Offenbach Post, 20. April 2018
Rodgau - Großer Bahnhof für die Kulturinitiative Maximal: Als Anerkennung für 23 Jahre kulturelle Arbeit erhielt der Verein am Mittwoch den Kulturpreis der Stadt Rodgau. In der Laudatio würdigte Volker Rebell die Initiative als „ein Juwel für Rodgau“.
Unter den 250 Gästen im Bürgerhaus Nieder-Roden war das „Who is Who“ der örtlichen Musikszene. Auch viele ehemalige Kulturpreisträger feierten mit. Auf der Bühne gab es einen kleinen Querschnitt aus dem Maximal-Programm: mit der Rodgau-Jazz-Bigband, Songpoetin Sonia Rutstein aus den USA und Zauberkünstler Andreas Fleckenstein. Gemeinsam mit der Bigband traten auch Thomas Langer (Gitarre) und Kerstin Pfau (Gesang) auf. Eine kurzweilige Laudatio hielt der Musikkenner und Radioplauderer Volker Rebell. Er hat mehrere Veranstaltungen im Maximal bestritten und betreibt selbst eine Kulturbühne in Offenbach. Der Rodgauer Kulturpreis würdige nicht den kommerziellen Erfolg, sondern die künstlerische Qualität, betonte Rebell. Das Maximal werde deshalb auch nie in die Verlegenheit kommen, den Preis zurückzugeben, meinte er in Anspielung auf den jüngsten Skandal um den Musikpreis „Echo“.
Die Kulturinitiative sei „ein Juwel für Rodgau“, lobte Rebell. Sie präsentiere „nationale und internationale Künstler von Format, die man auf den Bühnen der Großstädte vergeblich sucht“. Ein Alleinstellungsmerkmal sei die stilistisch offene Reihe der Jazznights mit Thomas Langer: „Allein dafür sollte es Preise und rote Rosen regnen.“ Die Betreuung der Künstler gehe so weit, dass manche Bühnengäste sogar privat beherbergt werden: „Das gibt es auch nicht so oft.“ Neben Programm und Ambiente mache der gute Klang die Atmosphäre im Maximal aus, hob Volker Rebell hervor. Er würdigte das dreiköpfige Tontechnikerteam sowie die Foto- und Videodokumentation mit eigenem Youtube-Kanal: „So was haben nicht mal wesentlich größere Musikbühnen.“
Die Unterschiede einer Kulturinitiative zu anderen Veranstaltern arbeitete die Maximal-Vorsitzende Karin Wagner in ihrer Dankesrede heraus. Man könne immer nur das leisten, wofür sich auch Freiwillige finden. Die Aufgaben reichen vom Aufhängen der Plakate über GEMA und Künstlersozialkasse bis zum Müllrausbringen. Und welcher Besucher weiß schon, dass die Tontechniker bereits um 16 Uhr ihre Arbeit beginnen, damit vier Stunden später alles klappt?
Dankbar blickte Karin Wagner auf die Gründergeneration und die ehemaligen Vorstandsmitglieder zurück: „Sie hatten die Idee und haben Aufbauarbeit geleistet.“ Im Lauf der Zeit sei es notwendig geworden, professionelle Strukturen zu entwickeln. Nach wie vor sei man sich einig, „dass Kultur für alle da ist und nicht nur für die, die es sich leisten können“. Das Team mache sich die Auswahl der Künstler nicht leicht: „Wir haben so viele Anfragen, dass wir täglich ein Liveprogramm anbieten könnten.“ Die stilistische Bandbreite sei riesig und reiche „bis hin zu Sondersparten, von denen wir selbst noch nichts gehört haben“. Die Kulturinitiative lebe von ehrenamtlicher Mitarbeit: „Wir sind keine geschlossene Gesellschaft. Man muss kein Mitglied sein, um bei uns mitmachen zu können.“
Als erster Gratulant erinnerte Gitarrist Thomas Langer an die Anfänge: „Als ich aus Amerika zurückkam, gab es in Rodgau noch keine Bühne, wo man Rock- und Jazzmusik spielen konnte.“ Dieter Stein habe damals seine Halle in der Stettiner Straße 17 für kulturelle Arbeit zur Verfügung gestellt: „eine ehemalige Schreinerei, keine Maschinen mehr, nur ein großer Raum mit ein paar Getränkekästen in der Ecke“. Der Musiker ist nach eigenen Worten schon seit 1992 dabei: „Eine bewegende Zeit – ich freue mich, dass ich so lange dabei sein darf.“
Die Kulturinitiative habe einen weißen Fleck ausgefüllt, sagte Uli Kratz von der Freien Musikschule Rodgau: „Der Durst nach einem Kulturangebot abseits des Mainstreams war groß. Endlich existierte hier eine Live-Bühne für Musik aller Genres. Allein diese Errungenschaft ist nach 24 Jahren schon einen Kulturpreis wert.“ Für das alternative Zentrum (AZ) Rödermark gratulierte Lothar Rickert: „Wir beneiden euch um euer Musikprogramm in Qualität und Quantität.“ Sein Geschenk ans Maximal: eine Seite im nächsten AZ-Programmheft, damit die Rodgauer für ihr Angebot werben können. (eh)
Artikel Offenbach Post, 20.08.2024:
Rodgau – Die Kulturinitiative Maximal trägt seit mehr als 30 Jahren zum Rodgauer Kulturangebot bei. Zum Jubiläumsfest sind alle Freundinnen und Freunde der Organisation aus Rodgau und der Region eingeladen. Gefeiert wird mit einem Open Air am Samstag, 24. August, ab 14 Uhr mit vier Bands und bei freiem Eintritt an der ehemaligen Radsporthalle an der Elbinger Straße 9 in Jügesheim. Wir sprachen mit der Vorsitzenden Karin Wagner über das Jubiläum.
Macht die Arbeit nach 30 Jahren immer noch Spaß?
Aber klar. Man lernt viele nette Menschen kennen. Musiker und Musikerinnen sind in der Regel sehr angenehme und umgängliche Zeitgenossen. Ebenso unsere Gäste. Alle kommen, um hier ein gutes Konzert zu bieten oder zu erleben. Insofern ist die Stimmung immer sehr entspannt.
Was sind für Sie unvergessliche Momente, Ereignisse?
Es gibt viele unvergessliche Momente. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Abend mit Julian Dawson vergangenes Jahr, bei dem völlig unerwartet Ali Neander vorbeischaute. Die beiden kennen sich schon lange. Julian hat sowieso schon ein großes eigenes Songrepertoire. Ali hat einige Songs begleitet und die Zugaben mit Ali entwickelten sich unversehens in eine kleine Sensation. Ali kommt übrigens am 21. September wieder mit seinem Quartett ins Maximal.
Wie wird es weitergehen? Kommen jüngere Leute für die Vereinsarbeit nach?
Tja, mit dem Nachwuchs ist das so eine Sache. Unser Helferpool ist beachtlich, sodass wir uns hier derzeit keine Sorgen machen müssen. Sich ehrenamtlich im Vorstand zu engagieren steht trotzdem auf einem anderen Blatt. Das ist mit regelmäßigen Verpflichtungen verbunden. Darauf wollen sich dann doch nicht so viele einlassen. Das ist allerdings auch nachvollziehbar. Bis 30 stehen andere Dinge im Vordergrund und ab 30 ist man entweder im Job eingebunden oder in der Familie oder in beidem. Wer dann noch fit bleiben will und Sport treibt, hat wenig Kapazitäten für weiteres Engagement.
Ist das Publikum mitgealtert?
Das würde ich so nicht sagen. Die Bands ziehen die Gäste. Wir buchen durchaus auch junge oder jüngere Solisten, Duos oder Bands. Zum Beispiel kommt Andreas Kümmert am 13. September ins Maximal. Das Konzert ist allerdings bereits ausgebucht. Nobutthefrog, ein junges Duo aus Süddeutschland, kommt am 15. November ins Maximal. Aber wir veranstalten keine von jungen Leuten bevorzugten Party-Events. Wir veranstalten keine Techno-Partys, buchen keine DJ Aya und auch keinen DJ Fuckoff – auch wenn das durchaus hörbare Sounds sein können. Diese Partys beginnen erst ab 23 Uhr und dauern bis zum Morgen. Das gibt auch unsere Location nicht her.
Was wünschen Sie sich zum Maximal-Geburtstag?
Dass wir noch viele Jubiläen feiern können und Top- Künstlerinnen und -Künstlern eine Bühne und unserem Publikum fantastische Konzerte bieten können. Ein Jubiläum ist außerdem eine Möglichkeit, stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Wir würden uns deshalb freuen, wenn viele Rodgauer und Rodgauerinnen mal vorbeischauen, um uns kennenzulernen.
Wagen Sie einen Ausblick auf die nächsten zehn Jahre?
Wir haben Corona überstanden und planen jedes Jahr nur ein Jahr in die Zukunft. Damit sind wir gut gefahren und hoffen, in zehn Jahren unser 40-jähriges Bestehen feiern zu können.
Wie sieht es mit einem neuen Veranstaltungsort aus? Ist da etwas in Sicht?
Wir würden uns durchaus mehr Unterstützung seitens der Stadt wünschen. Die Radsporthalle wäre eine Spielstätte in der passenden Größenordnung. Die Halle ließe sich aufteilen, sodass ein Raum für Konzerte und ein Raum für Theater und Theaterproben geschaffen werden könnten. Sogar ein Repair-Café, ein Ausstellungsraum und Beratungsangebote könnten eingerichtet werden. Kultur ist ein Standortfaktor. Kein weicher Standortfaktor, sondern ein effektiver, harter Standortfaktor. Die Frage ist aber, ob sich Rodgau auf dem Kulturangebot von Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Hanau, Aschaffenburg oder Dreieich ausruhen kann. Wenn die Stadt keine Pendlerstadt bleiben will, sollte sie für ihre Bürgerinnen und Bürger und das Umland Zugkraft entwickeln. Kultur ist ein sehr attraktiver Wirtschaftsfaktor.
Wenn es um das Thema Lärm geht: Hat sich die Haltung verändert bei Konzerten mitten im Ort?
Mit Lärm kennen wir uns nicht aus, wir veranstalten Konzerte und dabei nehmen wir große Rücksicht auf unsere Nachbarn. Unsere Veranstaltungen sind am Wochenende und in der Regel um 22 Uhr beendet. Das wird auch bei unserem Jubiläum so sein. Grundsätzlich halte ich die Rodgauer Bürgerinnen und Bürger für tolerant. Aber es ist vermutlich wie überall. Die Menschen sind genervt von zu viel Lärm. Was zu viel und was, wann noch vertretbar ist – daran entzünden sich die Konflikte.
Gibt es eine Künstlerin/ einen Künstler, den Sie sich wünschen und bislang nicht buchen konnten?
Wir haben so viele Anfragen von lokalen und internationalen Musikern, Musikerinnen und von Bands, dass wir jeden Tag Konzerte veranstalten könnten. Die Nachfrage ist enorm. Wir wählen überwiegend unter Bewerbungen aus, was für uns und unsere Publikumsgröße passt. Denn wir werden als Club auch weiterempfohlen oder bekommen von unseren Musikern Tipps, wen wir unbedingt mal einladen sollten. Nicht nur einheimische, auch amerikanische, australische oder kanadische Singer/Songwriter fahren nach Hause und empfehlen uns weiter. Paul O’Brien, ein kanadischer Songwriter und Geschichtenerzähler, kam durch Empfehlung zu uns. Er tourt derzeit durch Deutschland und ist am 4. Oktober wieder im Maximal. Wir fragen sehr selten mal eine Agentur oder einem Musiker, einer Musikerin an.
Das Gespräch führte
Simone Weil
Homepage: www.maximal-rodgau.de